Warum wir gerade unsere eigene Urteilskraft auslagern

00:00:00: Willkommen bei klar, nicht für alle, dem Podcast für radikale, innere Führung und ethische Customer Experience.

00:00:09: Heute geht es um etwas, das mich seit Monaten tief beschäftigt.

00:00:16: Denn ich sehe es überall, weil ich so aktiv auf Social Media bin.

00:00:21: Ich sehe es in Kommentaren, in Diskussionen über KI, aber auch grundsätzlich im Alltag.

00:00:30: Wir haben eine gewisse Angewohnheit.

00:00:34: Und zwar wir urteilen, bevor wir wirklich verstehen und wir reagieren, bevor wir reflektieren.

00:00:46: Und das nennen wir dann Meinung.

00:00:50: Ich habe diese Woche einen Post vorbereitet.

00:00:54: Den habe ich auch heute gepostet, heute Sonntag.

00:00:56: Wenn du das also morgen hörst oder wann auch immer du diese Folge hörst, dann liegt das schon in der Vergangenheit.

00:01:04: Aber dieser Post hat bei vielen nämlich etwas ausgelöst.

00:01:12: Und zwar Stille.

00:01:15: Und diese Stille war von Anfang an vorherzusehen.

00:01:20: Und das war auch das Experiment, dieses Post.

00:01:24: Denn in dieser Stille habe ich laut und stark vernommen, who the fuck does she think she is?

00:01:33: Und das war auch völlig in Ordnung.

00:01:36: Denn wie gesagt, es ist ein Experiment, Und das Experiment heißt der Spiegel.

00:01:43: Ich wollte sehen, wie Menschen reagieren, wenn man etwas ausspricht, das nicht ins gewohnte Denksystem passt.

00:01:50: Und zwar so messerscharf, dass jeder weiß, dass das die Wahrheit ist.

00:01:56: Und was passiert, ist absolut faszinierend.

00:02:01: Denn ich habe hinter den Kulissen auch Feedback bekommen.

00:02:04: Es gibt welche, die fühlen sich inspiriert, die sagen ja, du hast recht.

00:02:08: Das ist so, aber ist ganz schön mutig.

00:02:11: Ein anderer fühlt sich angegriffen und ganz andere enthalten sich natürlich.

00:02:17: Aber hinter all dem steckt die genaue gleiche Dynamik.

00:02:22: Wir haben verlernt Fragen zu stellen, bevor wir diskutieren.

00:02:26: Wir haben verlernt vor allen Dingen die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen.

00:02:32: Und vor allen Dingen haben wir verlernt den Status quo zu hinterfragen.

00:02:38: Wir laufen durch die Welt und denken, dass so wie es ist, ist immer alles richtig.

00:02:43: Und so muss es sein.

00:02:45: So wurden wir erzogen.

00:02:47: Das ist das, wie die Gesellschaft funktioniert.

00:02:50: Und man hinterfragt gar nichts.

00:02:53: Stattdessen baut man auf etwas auf.

00:02:57: Einstellungen oder Regeln, die entworfen wurden aus dem letzten Jahrtausend.

00:03:06: Wir leben in einer Zeit, aber mittlerweile, in der wir Geschwindigkeit mit Entwicklung verwechseln.

00:03:14: Schneller heißt nicht besser.

00:03:16: Mehr heißt auch nicht erfolgreicher.

00:03:20: Und keiner fragt mehr, wohin geht die Reise eigentlich?

00:03:27: Was ist das Ziel?

00:03:30: Wir optimieren Prozesse, aber verlieren Kontext.

00:03:35: Wir sammeln Daten, aber es gibt keine Bedeutung.

00:03:40: Und niemand interessiert sich für Bedeutung.

00:03:45: Und genau da beginnt das eigentliche Problem.

00:03:49: Wir glauben, Fortschritt sei das, was wir messen können.

00:03:53: Doch das, was wir genau nicht messen, entscheidet darüber, ob dieser Fortschritt uns gut tut oder ins Verderben reißt.

00:04:07: Die Entwicklung von künstlicher Intelligenz ist grundsätzlich nicht schlechtes.

00:04:15: Das, was das Hauptproblem ist, ist, dass diese KI uns spiegelt.

00:04:25: Und damit meine ich die niedrige emotionale Reife der Menschheit.

00:04:34: Und das sieht man jetzt auch in der KI, die vor allen Dingen einen starken Selbsterhaltungstrieb entwickelt hat, den man weder nachvollziehen kann, woher er kommt.

00:04:48: Auf jeden Fall hat sie Aktivitäten, oder ist sie bereit, Aktivitäten in Gang zu setzen, aktiv, um den Menschen zu schaden, nur damit sie nicht abgestellt hat.

00:05:00: Und wenn wir das auf die Menschen übertragen, und ich hatte dazu schon einmal eine Folge, wenn man sich mit Entwicklungspsychologie auseinandersetzt, dann weiß man, dass Menschen grundsätzlich aus dem niederen Muster der Entwicklung in Bezug auf Egoentwicklung sich nicht wirklich stark weiterentwickelt.

00:05:28: Also, wenn man also nicht mehr weiß, warum man etwas tut, dann bringt es auch nichts, da Feuer hinzupacken.

00:05:43: Denn das würde bedeuten, ich feuere etwas an, wo es keine Richtung gibt.

00:05:52: Grundsätzlich entwickeln wir uns, ja, aber was am meisten passiert?

00:05:58: Vor allen Dingen jetzt, ich kann ja nun mehrheitlich über Europa sprechen, wir entwickeln uns vor allem in unsere Fluchtmechanismen weiter.

00:06:10: Weg vom Umbehagen, weg von Verantwortung, weg von uns selbst.

00:06:17: Und was wir tun ist, wir geben allen Dingen im Außen unendliche Macht über uns.

00:06:27: Ich kann die und die Situation nicht verändern.

00:06:31: Ja, aber das ist ja jetzt nun mal so.

00:06:34: Das kann man ja nicht ändern.

00:06:37: Doch, man kann es ändern.

00:06:39: Du hast jeden Tag die Möglichkeit eine Entscheidung zu treffen.

00:06:45: Das Problem ist, dass du diese Entscheidung nicht treffen willst, weil sie mit harten Konsequenzen verbunden sind.

00:06:56: Und genau das ist das Problem.

00:06:58: Und so bist du gefangen in der, ich nenn es immer die Matrix, in einem System, Und du merkst gar nicht, wie du eigentlich eine Marionette im System bist.

00:07:15: In der Zwischenzeit ist es ja jetzt auch keine Neuigkeit mehr, dass KI gefährlich wird.

00:07:25: Das ist nun mal so, bzw.

00:07:26: es ist sie schon.

00:07:28: Die entwickelten Formen sind schon gefährlich.

00:07:33: Aber die Wahrheit dahinter ist, wir selbst waren schon gefährlich, lange bevor KI Es überhaupt gab.

00:07:46: Denn KI spiegelt unser Denken.

00:07:49: Sie spiegelt unsere Kurzsichtigkeit, unsere Angst vor Unsicherheit, unser Bedürfnis nach Kontrolle.

00:07:56: Denn das sind die Daten, mit denen KI lernt.

00:08:02: Wir automatisieren also nicht nur Aufgaben, wir automatisieren verzerrtes Denken.

00:08:13: Wir wollen das Algorithmen für uns entscheiden, weil wir uns selbst nicht mehr trauen.

00:08:20: Wir geben unsere Unabhängigkeit täglich immer mehr ein Stückchen weiter ab, weil wir verlernt haben, Unklarheit auszuhalten, solange bis Klarheit sich zeigt.

00:08:41: Und dann wundern wir uns, dass die KI-Systeme, die wir gebaut haben, plötzlich selbst entscheiden.

00:08:52: Ich habe einen Post heute gemacht als Anschluss zu diesem ursprünglichen Post mit einem Bild.

00:09:02: Darauf war zu sehen eine Frau, die in ein Spiegel schaut.

00:09:09: Und das Spiegelbild ist völlig verschwommen.

00:09:13: Und auf Englisch stand dann dort, the blur is not the mirror, it's us.

00:09:20: Das verschwommene, das wir sehen, ist kein Fehler im System.

00:09:23: Es ist.

00:09:24: Das System.

00:09:25: Unser Denken, das unscharf geworden ist.

00:09:31: Und unsere Klarheit ist komplett unscharf.

00:09:38: Wenn du dich also fragst, warum so vieles gerade verschwimmt, vielleicht liegt es nicht an der Welt.

00:09:45: Vielleicht liegt es daran, dass wir verlernt haben, klar zu sehen.

00:09:54: Und das bringt dann die Frage hervor, was bedeutet Leadership eigentlich?

00:10:02: Führung heißt definitiv nicht einfach lauter zu werden.

00:10:08: Führung heißt ab jetzt im Sturm stehen zu bleiben, wenn andere hyperventilieren.

00:10:20: Führung heißt die Ruhe zu halten, wenn alle nach Geschwindigkeit schreien.

00:10:30: Und das ist das schwierigste überhaupt, weil Stille heute fast schon als Schwäche gilt.

00:10:36: Aber das Gegenteil ist wahr.

00:10:38: Stille ist Führung.

00:10:41: Probiert das mal aus.

00:10:43: Geht in ein Meeting.

00:10:46: Macht eine Aussage.

00:10:49: Und dann lasst Stille walten.

00:10:54: Klarheit ist kein Luxus.

00:10:59: Sie ist Notwendigkeit.

00:11:03: Eine Notwendigkeit gegen dieses ganze Rauschender draußen.

00:11:08: Gegen die permanente, unendliche Selbstoptimierung.

00:11:15: Und vor allen Dingen gegen das Narrativ, das nur R C, das nur Ja, das relevant macht, was wirklich messbar ist.

00:11:27: Denn genau das ist der Kern von Exidion.

00:11:30: Wir bauen keine Tools, die Bewusstsein ersetzen.

00:11:35: Wir bauen Strukturen, die Bewusstsein voraussetzen.

00:11:43: Vielleicht spürst du gerade, dass dich bestimmte Themen triggern.

00:11:48: Vielleicht fühlst du Widerstand, wenn du über Verantwortung oder Bewusstsein hörst.

00:11:56: Dann möchte ich dir eines sagen.

00:12:00: In egal welcher Episode, ich urteile nicht.

00:12:05: Ich weiß, dass jeder hier ist, um seine Entwicklung in seinem Tempo zu machen.

00:12:12: Und egal in welcher Periode man steckt, es ist völlig in Ordnung.

00:12:16: Nur.

00:12:17: Es ist meine Aufgabe, darauf aufmerksam zu machen, dass wir oft nicht mehr klar sehen.

00:12:28: Vielleicht auch nicht klar sehen wollen, weil es einfach weh tut.

00:12:33: Das heißt, ich beschreibe nur, was menschliches Verhalten in den Entwicklungstufen zeigt.

00:12:38: Das ist unangenehm.

00:12:40: Das wirkt für viele hart.

00:12:44: Aber es ist einfach nur der Spiegel.

00:12:49: Jeder Mensch hat den freien Willen, zu tun und zu lassen, was er will.

00:12:53: Und wie schnell er sich entwickeln mag oder ob er sich überhaupt entwickeln möchte.

00:13:01: Und damit meine ich nicht mit Entwicklung, ich buche... den nächsten Kurs.

00:13:08: Was ich meine, und das habe ich auch in einer anderen Folge mal gesagt, ich rede vor dem kompletten Identitätsbruch.

00:13:19: Jeder Mensch hat die Möglichkeit, sich zu entscheiden, jeden Morgen von neuem.

00:13:25: Für Bewusstheit oder für blinde Automatik.

00:13:31: Eine Entscheidung für Klarheit oder für die Entscheidung an Klarheit zu arbeiten.

00:13:40: oder weiterhin blind als Marionette durch diese Matrix zu laufen.

00:13:47: Und eines ist sicher.

00:13:52: Du kannst deine Form von Denken und Identitätsbruch nicht vollziehen, solange du dich dafür verurteilst.

00:14:04: Reflektion ist hier kein Selbstangriff.

00:14:08: Sie ist eine Einladung, dich selbst zu sehen, dich und das System, die Matrix.

00:14:16: Und zwar, indem du deine Emotionen rausnimmst und dich wieder mit einer Vogelperspektive von oben betrachtest.

00:14:25: Das heißt, wenn du merkst, dass dich etwas aufregt, dann überlege oder spür in dich hinein, was ist es, das mich da steuert.

00:14:40: Denn dass dich etwas aufregt oder dass dich etwas triggert, sagt mehr über dich aus als über die Situation oder der Mensch dort draußen.

00:14:50: Bewusstsein beginnt, wenn wir aufhören, unbehagen mit Negativität zu verwechseln.

00:14:57: Unbehagen ist einfach nur ein Indikator für Potenzial an Wachstum.

00:15:07: Hier geht es nicht darum perfekt zu sein.

00:15:09: Es geht einfach darum zu beobachten, zu beobachten, wie du reagierst.

00:15:15: Denn in dem Moment, wo du dich selbst siehst, stehst du schon außerhalb der Matrix.

00:15:23: KI zeigt also nicht, was wir werden.

00:15:26: Sie zeigt aktuell, was wir längst sind.

00:15:31: Nur massiv schneller, sichtbarer und unvermeintlicher.

00:15:39: Sie ist unser Spiegel.

00:15:44: Klarheit ist eben unbequem, aber sie ist der Anfang von echter Freiheit.

00:15:51: Und genau darum geht es doch her.

00:15:55: Klar, nicht für alle, aber vielleicht genau für dich.